Philosophie

Philosophie

„Es gibt keine Definition der Philosophie. Ihre Definition ist identifiziert mit der expliziten Darstellung dessen, was sie zu sagen hat.“
Max Horkheimer

Philosophieunterricht am Gymnasium Syke

An unserer Schule hat das Fach Philosophie eine lange Tradition, jedes Schuljahr werden Kurse in der Einführungsphase (Jg. 11) und der Qualifikationsphase (Jg. 12 und 13) angeboten. Es besteht die Möglichkeit, Kurse auf grundlegendem und erhöhtem Niveau zu belegen. Dies erfüllt Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler gleichermaßen mit großer Begeisterung, denn im bildungspolitischen Zuge von Zentralisierungen und Fächerbindungen ist es nicht selbstverständlich, das Fach Philosophie als (dezentrales) Abiturfach erhalten zu können. Philosophie zählt zu den Gesellschaftswissenschaften und wird, je nach Kursart, mit drei bis fünf Wochenstunden unterrichtet.

Curriculum des Faches Philosophie in der Oberstufe

Wir beschäftigen uns gleichermaßen mit theoretischen und praktischen Gebieten der Philosophie. Die Themengebiete der Oberstufe sind Anthropologie, Erkenntnistheorie, Ethik, Wissenschaftstheorie sowie Rechts- und Staatsphilosophie.

Dazu stehen in der Einführungsphase (EF) und Qualifikationsphase (Q1, Q2) folgende Fragen im Vordergrund:

EF:

  • Was heißt es zu philosophieren? – Welterklärungen in Mythos, Wissenschaft und Philosophie
  • Ist der Mensch ein besonderes Lebewesen? ­– Sprachliche, kognitive und reflexive Fähigkeiten von Mensch und Tier im Vergleich
  • Wie kann das Leben gelingen? – Eudämonistische Auffassungen eines guten Lebens
  • Wann darf und muss der Staat die Freiheit des Einzelnen begrenzen? – Die Frage nach dem Recht und der Gerechtigkeit von Strafen
  • Kann der Glaube an die Existenz Gottes vernünftig begründet werden? – Religiöse Vorstellungen und ihre Kritik
  • Was können wir mit Gewissheit erkennen? – Grundlagen und Grenzen menschlicher Erkenntnis

Q1 und Q2:

  • Was leisten sinnliche Wahrnehmung und Verstandestätigkeit für die wissenschaftliche Erkenntnis? – Rationalistische und empiristische Modelle im Vergleich
  • Wie gelangen die Wissenschaften zu Erkenntnissen? – Anspruch und Verfahrensweisen der neuzeitlichen Naturwissenschaften
  • Ist der Mensch ein freies Wesen? – Psychoanalytische und existentialistische Auffassung des Menschen im Vergleich
  • Ist der Mensch mehr als Materie? – Das Leib-Seele-Problem im Licht der modernen Gehirnforschung
  • Eine Ethik für alle Kulturen? – Der Anspruch moralischer Normen auf interkulturelle Geltung
  • Soll ich mich im Handeln am Kriterium der Nützlichkeit oder der Pflicht orientieren? – Utilitaristische und deontologische Positionen im Vergleich
  • Gibt es eine Verantwortung des Menschen für die Natur? –Ethische Grundsätze im Anwendungskontext der Ökologie
  • Welche Ordnung der Gemeinschaft ist gerecht? – Ständestaat und Philosophenkönigtum als Staatsideal
  • Wie lässt sich eine staatliche Ordnung vom Primat des Individuums aus rechtfertigen? – Kontraktualistische Staatstheorien im Vergleich
  • Lassen sich die Ansprüche des Einzelnen auf politische Mitwirkung und gerechte Teilhabe in einer staatlichen Ordnung realisieren? – Moderne Konzepte von Demokratie und sozialer Gerechtigkeit auf dem Prüfstand
  • Ist die Kultur die Natur des Menschen? – Der Mensch als Produkt der natürlichen Evolution und die Bedeutung der Kultur für seine Entwicklung

Fächerübergreifendes Lernen

Philosophie in der Schule ist ein Fach, das wohl wie kein zweites fächerübergreifendes Unterrichten ermöglicht und fordert, denn kaum eine philosophische Frage ist ohne die Berücksichtigung spezieller Fachwissenschaften differenziert zu beleuchten. So führt die Metaphysik zu religiösen Problemen, die Wissenschaftstheorie ist eng mit Physik, Biologie und Technik verbunden, Staatsphilosophie trifft unweigerlich die Fächer Sozialwissenschaft, Geschichte und Politik. Da liegt es auf der Hand, dass auch die methodische Arbeit im Philosophieunterricht sich nicht auf pures Textverständnis beschränkt, sondern offene, kreative Formen des Lernens bis hin zu Projektarbeiten zulässt.

Gerade diese Vielfältigkeit des Faches in Inhalt und Methodik sowie die immer wieder wichtigen und interessanten Diskussionen der verschiedenen Themen, also das eigene Philosophieren, sind es, die die Schülerinnen und Schüler für dieses Fach begeistern. Schließlich eignen sie sich hier nicht nur Wissen an, sondern lernen zu denken, kritisch zu reflektieren und zu eigenen, begründeten Standpunkten zu gelangen und diese zu verteidigen.

 

„Eine große Philosophie ist nicht eine fehlerlose, sondern eine furchtlose.“
– Charles Péguy